2.3.3 Die Integrationsformel von Newton-Côte
2.3.3.1 Herleitung
Die Interpolation der Funktion f können wir jetzt mit Hilfe von Lagrange durchführen. P sei das interpolierende Polynom vom Grad £ n auf dem Intervall [a; b] bei n+1 äquidistanten Stützstellen xi. Deswegen gilt:
P(xi) = fi := f(xi) für i = 0, 1, . . ., n.
Die Schrittweite h ist die Länge eines Teilintervalls und beträgt:
.
Für die Stützstellen xi gilt daher:
Integrieren wir das interpolierende Polynom P, =
=
, dann zeigt sich, dass die Hilfspolyome Li
nach Lagrange von den Intervallgrenzen a und b abhängen. Deswegen müssen sie bei der
Integration mehrerer Integrale auf unterschiedlichen Intervallen jedesmal neu berechnet
werden. Wären alle Funktionen auf [0; n] zu integrieren, könnte man stets dieselben
Hilfspolynome Li verwenden, da diese nur vom Intervall [0; n] abhängen. Diese
Tatsache wollen wir ausnutzen.
Es gibt eine Transformation g(s), die das Intervall [0; n] auf [a; b] abbildet.
mit
(0 £
s £ n)
Wir suchen nun eine Funktion auf [0; n], die nach [a; b] transformiert gerade f(x) ergibt.
Diese finden wir durch die Substitution . Man kann nachprüfen, dass f(g(s)) wegen der
Transformationseigenschaft von g(s) die geforderte Eigenschaft erfüllt. Die
Rücktransformation erhält man durch die Umkehrung von g(s):
®
®
.
Wir können nun mit Hilfe der Substitution
integrieren und mit g-1(a) = 0, g-1(b) =
n und
ergibt sich
=
=
(5)
Man kann sich die Substitution auch folgendermaßen klarmachen:
Das Integral im Intervall [a; b] wird durch auf das Intervall [0; n] abgebildet, was einer
Translation um -a und eine Streckung um
=
bedeutet.
Es ist klar, dass die Translation um -a den Wert des ursprünglichen
Integrals nicht verändert. Es wird allerdings um gestreckt, d. h., um das Integral auf [a; b] zu bekommen
und die Streckung aufzuheben, müssen wir
mit
multiplizieren (siehe (5)).
Jetzt wenden wir diesen Trick auf die Hilfspolynome nach Lagrange (3) an. Es gilt:
x xj = a + hs a hj = h(s j)
xi xj = a + hi a hj = h(i j)
Deswegen erhält man für die Lagrangepolynome Li
. (6)
Integrieren des Interpolationspolynoms P(x) (4) unter Ausnutzung von (5) liefert dann
=
=
=
=
=
= (7)
mit
(8)
Die Koeffizienten werden "Gewichte" genannt. Sie hängen, wie wir es
beabsichtigt haben, nicht mehr von den Intervallgrenzen a und b ab und auch nicht von der
zu integrierenden Funktion, sondern nur von n.
Es sind rationale Zahlen mit folgender Eigenschaft:
(9)
Dies lässt sich leicht nachweisen. Für die konstante Funktion f(x) = 1 ist das interpolierende Polynom P(x) = 1. Das bestimmte Integral im Intervall [0; n] ergibt
=
=
=
. q.e.d.
Für alle natürlichen Zahlen n bekommt man eine Integrationsformel.
Allerdings werden die Gewichte für "höhere" Werte von n numerisch unbrauchbar.
Das konnte auch mit dem angefertigten Computerprogramm nachgeprüft werden. Auf der
Abbildung der folgenden Seite sind die Graphen zu
sehen. Bis zu einem Wert von ca. 19 stimmt die numerische Berechnung mit der Formel
ungefähr überein. Danach liefert die Formel aufgrund der begrenzten Rechengenauigkeit
von Computern numerisch unbrauchbare Gewichte.